Eine besondere Prothese für einen besonderen Mann
Erinnern wir uns an dieser Stelle noch einmal an den Mann, der 1992 sein rechtes Bein im Jugoslawienkrieg verlor und der heute mit großem Engagement Flüchtlingen hilft und sie bei der Durchreise in die EU unterstütz:
Zlatan Kovacevic (hier geht’s zu Teil I)
Seine Freunde und Begleiter charakterisieren Zlatan so: Er liebt seine drei Töchter, lässt sich von nichts die Laune vermiesen und ist einfach unglaublich lebensfroh. Bei seiner Arbeit und den Reisen durch die Wälder und Berge seiner Heimat bleibt er dabei stets fokussiert und allgemein sehr motiviert. Die einzige Sache, die ihn dabei in der Vergangenheit manchmal beeinträchtigte: Seine alte Beinprothese.
Diese bestand nämlich aus verschiedenen Bauteilen unterschiedlicher Hersteller. Die Prothese gab somit nicht den nötigen Halt, was bisweilen sogar dazu führte, dass Zlatan regelrecht hinfiel. Als uns die Anfrage des Journalisten Dirk Planert erreichte, in der er uns darum bat, seinem Freund eine neue Prothese anzufertigen, beschlossen wir, diesen schlimmen Versorgungszustand schnellstmöglich abzustellen und ihm zu helfen.
Anfang Oktober 2019 reiste Zlatan zum ersten Mal zu uns nach Dortmund. Wir untersuchten sein Bein und seine damalige Prothese. Eine Tatsache stand dabei ziemlich schnell für uns fest: Eine komplett neue Beinprothese musste her! Und zwar eine, die den Bedürfnissen und Ansprüchen von Zlatan auch wirklich gerecht werden konnte. Immerhin ist er tagtäglich in seiner bergigen Heimatstadt Bihac unterwegs, um nach hilfsbedürftigen Flüchtlingen Ausschau zu halten. Daher musste es natürlich eine sehr belastbare und funktionale Prothese werden. Wir machten einen Abdruck vom Prothesenschaft, den wir beim nächsten Termin ebenso erneuerten.
Einen Monat später besuchte er uns wieder, diesmal für einen Zeitraum von drei Tagen. Unsere Orthopädietechnik organisierte zu diesem Termin verschiedene Knie- und Fußprothesen. Darunter Bauarten mit manuellen bis hin zu elektronischen Funktionen. Zlatan sollte in diesem Zeitraum diese Systeme nacheinander austesten und auf die Probe stellen. Daraufhin flog er mit zwei verschiedenen Systemen im Gepäck zurück in die Heimat, um diese dort nochmals unter realen Bedingungen auf Herz und Nieren zu prüfen. Die Funktionalität stand bei der Entscheidung voll und ganz im Vordergrund.
Mitte Dezember kehrte Zlatan zum dritten und letzten Termin zu uns zurück. Er entschied sich für das elektronische Kniesystem Orion3 mit dem hydraulischen Fußsystem Echelon von Blatchford. Daraufhin wurde die Beinprothese mit ein paar individuellen Anpassungen fertiggestellt. Das elektronische Kniesystem steuert dabei die Beweglichkeit des Kniegelenks, welches sich bei unterschiedlichen Gehgeschwindigkeiten anpasst. Das führt dazu, dass die Unterschenkelprothese immer genauso schnell ist wie sein erhaltenes Bein. Das Fußsystem passt sich durch seine Hydraulik automatisch den Unterbodenbedingungen an und liefert somit einen hohen Komfort – egal ob bergauf oder bergab! Zum Schluss erhielt Zlatan noch weitere technische Einweisungen und Hinweise für die zukünftige Nutzung der Prothese von uns.
Die Finanzierung wurde vollständig durch Spendenaufrufe seitens Herrn Planert realisiert, wozu das Sanitätshaus Tingelhoff auch einen Anteil beisteuerte. Bis heute halten wir Kontakt zu Zlatan Kovacevic und Dirk Planert und vergewissern uns vom Stand der Dinge: „Es ist hervorragend“, betont Zlatan. Er sei von seiner neuen Beinprothese Tag für Tag aufs Neue begeistert und schätze seine neu gewonnene Mobilität sehr. Es läuft sogar so gut, dass Zlatan nun selbstständig einen Schaltwagen fahren kann, welchen er vor Kurzem von einer anderen Organisation als Spende erhielt. Das freut uns wirklich zu hören!
In diesem Sinne: Sve najbolje, Zlatan!
(Alles Gute)