Sauerstoff-Therapie in der Praxis: Eine Kundenerfahrung
Sauerstoffversorgung. COPD – das steht für „chronic obstructive pulmonary disease“ oder, zu Deutsch, chronisch obstruktive Lungenerkrankung. Betroffene Patienten klagen über Husten, Atemnot bei Belastung und andere Symptome. Diese haben einen starken Einfluss auf die körperliche Leistungsfähigkeit und Lebensqualität haben. Diese atemwegsverengende Lungenerkrankung ist nicht heilbar, allerdings ist sie durch moderne Technik inzwischen gut zu behandeln. Die gängigste und vielversprechendste Methode der Behandlung ist die Sauerstofftherapie, die über verschiedene technische Lösungen durchgeführt werden kann. In der Tingelhoff-Medizintechnik betreuen wir seit vielen Jahren Patienten, die an COPD erkrankt sind. Wir bieten hier maßgeschneiderte Lösungen für jeden Bedarf an.
Kürzlich hatten wir die Ehre, uns mit einem unserer Patienten zu unterhalten. Wir konnten uns viel näher über seine Erkrankung und seine Sauerstoffversorgung austauschen. Vor allem konnte er uns seine ganz persönlichen Erfahrungen mit dem Sanitätshaus Tingelhoff mitteilen. Aber immer schön der Reihe nach! Denn bevor es persönlich wird, muss es naturgemäß erst einmal fachlich und ein wenig technisch werden.
Sauerstofftherapie – Technik und Methoden
COPD verursacht in schweren Fällen eine chronische Unterversorgung mit Sauerstoff. Um dieser sogenannten Hypoxie, die insbesondere unter Belastung zu einem Mangel an Sauerstoff führt, entgegenzuwirken, wird oft eine Langzeit-Sauerstofftherapie angewandt. Dabei hat die Sauerstofftherapie das erklärte Ziel, die Lebensqualität und Leistungsfähigkeit des Patienten zu verbessern und Morbidität und Mortalität zu reduzieren. Patientinnen und Patienten sollen sich weiterhin in ihrem sozialen Umfeld bewegen. Das wichtigste: an möglichst allen Aspekten des täglichen Lebens teilhaben können.
Die dauerhafte Gabe von konzentriertem medizinischem Sauerstoff erfolgt bei einer solchen Therapie meist über sechzehn oder mehr Stunden am Tag. Der Sauerstoff kann über verschiedene Geräte zugeführt werden, die entweder stationär oder mobil genutzt werden können. Im Portfolio von Tingelhoff befinden sich alle nach Stand der aktuellen Technik möglichen Versorgungen. Vom stationären Sauerstoffkonzentrator über die konventionelle Druckgasflaschenversorgung und (halb-) mobile O2-Konzentratoren. Bis hin zur Möglichkeit für Anwenderinnen und Anwender, sich selbst O2-Flaschen zu befüllen („Homefill“-Systeme). Auf die verschiedenen technischen Möglichkeiten haben wir in der Vergangenheit schon in unserem Blog informiert.
Welches Gerät sich für welchen Patienten besonders eignet, ist dabei immer abhängig von der Erkrankung und deren Schwere. Auch welches Gerät von der jeweiligen Krankenkasse als notwendig erachtet wird, spielt eine Rolle. Wie bei jeder Versorgung mit einem medizinischen Hilfsmittel ist also auch die Wahl des richtigen Systems für die Sauerstofftherapie eine sehr individuelle.
Sauerstofftherapie bei COPD: Herr Posingis und sein Konzentrator
Einer unserer langjährigen Kunden ist Erik Posingis, der mit seiner Frau in Hamm lebt. Der 56-Jährige ist gelernter Schreiner und war lange Zeit als Kunsthändler selbstständig, bevor die Erkrankung ihn vor zwölf Jahren in den unfreiwilligen Vorruhestand zwang. Der Weg hin zu dieser Diagnose war dabei für ihn ein sehr langwieriger und steiniger.
Nach mehreren Fehldiagnosen und -behandlungen, die nicht ohne gesundheitliche und letztlich soziale Folgen für den damals 44-Jährigen blieben, stieß man letztlich eher zufällig auf die Ursache für verschiedene Beschwerden, die Herrn Posingis zu schaffen machten. „Eines Tages stieg ich in meinem Haus eine Treppe hoch und bekam – ansatzlos, wie aus heiterem Himmel – einen Erstickungsanfall. Wir mussten sogar den Notarzt rufen. Ich dachte wirklich, jetzt ist es aus.“ Die Diagnose COPD erfolgte wenig später. „Ein Assistenzarzt erkannte dann die Dringlichkeit der Lage und verordnete mir Sauerstoff.“
Umgang mit COPD
Mit seiner Erkrankung fühlte Herr Posingis sich dabei allerdings von Anfang an weitestgehend allein gelassen. „Meiner Erfahrung nach wird die Erkrankung heruntergespielt. Da wird einfach gesagt: Tja, Sie haben COPD, das ist chronisch, da kann man jetzt nichts machen.“ Eine umfassende Aufklärung rund um seine Erkrankung von ärztlicher Seite hat nach seiner Aussage nie wirklich stattgefunden.
Mit der Identifikation der Erkrankung COPD traten nun aber immerhin neue Therapiemöglichkeiten auf den Plan. Klar im Vordergrund steht hier die Sauerstofflangzeittherapie – eine Methode, die Symptome seiner Erkrankung zu behandeln, die er sehr begrüßt. Die mit der Erkrankung einhergehenden Symptome ereilen ihn dabei oft schlagartig: „Gerade bei Belastung kann man dann nicht mehr richtig ein- oder ausatmen. Wenn ich merke, ich kann nicht mehr richtig sprechen und werde kurzatmig, weiß ich, dass es Zeit für Sauerstoff wird.“ Neben der Sauerstoffgabe verfügt er über ein spezielles Spray, das schnelle Linderung im Notfall verspricht. Sauerstoff möchte er aber dennoch nicht mehr missen. „Wenn ich merke, dass es knapp wird, habe ich Sauerstoff zur Hand, auch unterwegs. Ich habe immer eine Flasche dabei für außer Haus, die fülle ich mir selbst ab.“
Konzentration ist alles
Zu diesem Zweck hat er inzwischen einen stationären Sauerstoffkonzentrator zu Hause, der Sauerstoff aus der Luft generiert. Sein Gerät verfügt über verschiedene Einstellmöglichkeiten und kann der Atemluft über die Nasenbrille zwischen einem und fünf Liter Sauerstoff pro Minute zusätzlich zuführen. „Allerdings muss man mit der Dosierung aufpassen“, erklärt Herr Posingis. „Zu viel Sauerstoff ist auch nicht gesund und kann unter bestimmten Umständen auch zu geistiger Verwirrung führen. Das hat mir auch nicht der Arzt erklärt, sondern der Fachberater von Tingelhoff, der die komplette Einweisung übernommen hat.“ Ohnehin kann er den zuständigen Kollegen immer alles fragen: „Der ist immer zur Stelle und hat für jede Frage ein offenes Ohr, egal ob es um die Technik geht oder um irgendetwas anderes.“
Bevor er den Konzentrator hatte, mit dem er sich für unterwegs selbst Flaschen mit Sauerstoff abfüllen kann, musste er einzelne Sauerstoffflaschen bestellen. Sein Sauerstoffkonsum steigerte sich dabei mit der Zeit: „Anfangs war ich bei circa einer Flasche pro Woche, zwischenzeitlich steigerte sich das auf bis zu zwanzig Flaschen. Dann wurde es wieder besser und ich kam bei circa fünfzehn Flaschen an.“ Die Nachbestellung der Flaschen war dabei bisweilen aufwändig – und im Zweifel konnten bei einem Mangel an frischen Flaschen auch brenzlige Situationen entstehen.
Notlage – kein Problem für Tingelhoff
Vor einiger Zeit kam es tatsächlich auch schon zu einer konkreten Notlage, in der er auf den Tingelhoff-Notdienst zurückgreifen musste. „Einmal ging mir am Wochenende der Sauerstoff aus. Da hatten wir nicht drauf geachtet, wie viel noch vorrätig war. Und dann ist natürlich guter Rat teuer.“ Über den Notdienst, der primär für technische Fragen und Reparaturen zuständig ist, erreichte er aber einen besonders hilfsbereiten Kundendienstmitarbeiter bei Tingelhoff, der sofort alle Hebel in Bewegung setzte. „Der Techniker brachte uns binnen weniger Stunden den dringend benötigten Sauerstoff vorbei – und das an einem Sonntag!“ Eine Aktion, die Herrn Posingis zu Tränen gerührt hat. „Das ist es eben: Bei Tingelhoff gibt es nie ein Nein, alles geht zügig. Sei es im Notfall oder bei einer ganz normalen Bestellung: Wenn ich etwa eine neue Nasenbrille brauche, habe ich die zwei Tage nach Bestellung im Briefkasten.“
Heute gehören Notlagen wie die oben beschriebene zum Glück der Vergangenheit an. Durch den Konzentrator ist er inzwischen unabhängiger und muss keinen Sauerstoff mehr nachbestellen. „Die Idee mit dem Konzentrator verdanke ich einem Mitarbeiter vom sozialen Dienst im Evangelischen Krankenhaus Herne – praktischerweise hieß der gute Mann Held und das ist er seither auch: Mein persönlicher Held. Schon einen Tag später stellte mir Tingelhoff den Konzentrator bereit.“ Mit dem Konzentrator hat er nun dauerhaft zwei Flaschen, die er im Wechsel mit Sauerstoff befüllen kann – ein System, das auch unter der Bezeichnung „Homefill“ bekannt ist. Das gibt ihm eine weitaus größere Kontrolle über die Versorgung. „Ich gehe nicht mehr ohne mein Spray und ohne Sauerstoff aus dem Haus, das ist auch eine Sache der Psyche. Wenn ich plötzlich Atemnot bekomme, weiß ich, dass rasch Hilfe zur Hand ist. Und so kann ich mir immer den Sauerstoff selbst abfüllen, das ist sehr praktisch.“ Gerade diese Planbarkeit und Verlässlichkeit schätzt er am Konzentrator.
Hilfe zur Selbsthilfe
Obwohl er sich über die Jahre mit seiner Krankheit zu arrangieren gelernt hat, ist dies seiner Meinung nach insbesondere Hilfe aus dem direkten privaten Umfeld sowie der guten Umsorgung durch das Sanitätshaus Tingelhoff zu verdanken. „Die Sauerstoffversorgung ist die größte Kleinigkeit in meinem Leben, sozusagen. Und das Einzige, was wirklich immer funktioniert.“
Nicht zuletzt durch seine Vorerkrankungen ist Herr Posingis inzwischen pflegebedürftig – ein Zustand, der ihn auch psychisch stark belastet. Um die Aufmerksamkeit für an COPD Erkrankte zu erhöhen, engagiert er sich in Selbsthilfegruppen – gemäß seiner Einschätzung der einzige Weg für COPD-Patientinnen und -Patienten, Informationen auszutauschen und einander Halt zu geben. Auch sein Vater, der ebenfalls lange unerkannt an COPD litt, ging einst diesen Weg, um sich mit Gleichgesinnten auszutauschen und etwas für Betroffene zu bewegen.
Vom Gesundheitssystem an sich fühlt Herr Posingis sich in vielerlei Hinsicht im Stich gelassen. Das fängt bei den erwähnten ärztlichen Fehldiagnosen an und setzt sich über das gefühlte Unvermögen fort, ihn rund um seine Erkrankung zu beraten. Auch die Leistungen seiner Krankenkasse lassen seiner Meinung nach zu wünschen übrig: „Mein Vater, der ebenfalls Tingelhoff-Kunde war, hatte sogar einen komplett mobilen Konzentrator, der den Sauerstoff auch unterwegs aus der Umgebungsluft zog. Aber so etwas hat meine Krankenkasse mir leider nicht bewilligt.“ Wenn er dann in den Medien von den Millionenüberschüssen hört, welche die Krankenkassen in den ersten drei Quartalen 2022 erwirtschaftet haben, kann er über solche Entscheidungen nur den Kopf schütteln.
Glück im Unglück
Bei all den Belastungen und Schicksalsschlägen ist er aber dennoch dankbar. Dankbar dafür, dass es inzwischen praktikable Therapiemöglichkeiten gibt, aber eben auch für die Menschen, die ihm täglich dabei helfen, den Alltag zu stemmen und sein Leben zu leben. Sei es seine Frau, die ihren Job aufgegeben hat, um ihn zu pflegen und bei ihm zu sein und die auch mal seine Launen erträgt, oder Menschen wie die Tingelhoff-Servicefahrer, die im Rahmen des Notdienstes sogar am Wochenende zur Stelle sind.
„Und manchmal“, fügt er an, „muss man auch einfach dankbar sein, dass man eine tolle Frau hat, ein Dach über dem Kopf und nicht verhungern muss, selbst in diesen Krisenzeiten. Das vergisst man gerne einmal, dass es uns trotz allem eigentlich noch ganz gut geht.“
Dabei hat er seinen Humor nie verloren. Gerne erinnert er sich an manch skurriles Ereignis im Zusammenhang mit seiner tragbaren Sauerstoff-Flasche, die er außerhalb des Hauses stets in einer Umhängetasche bei sich trägt. „Einmal dachte tatsächlich ein Kunde im Supermarkt, ich wolle den Laden überfallen. Der ging zur Kassiererin und sagte, da habe jemand eine Waffe unter der Jacke. Das ging so weit, dass man mich schon am Schlafittchen packen wollte, aber bevor es zu größeren Problemen kam, konnten wir das glücklicherweise aufklären und die Waffe wurde als Sauerstoffflasche erkannt. Manche Leute kommen auf Ideen …“
Sein Fazit fällt jedenfalls klar aus: „Mit der Sauerstoffversorgung habe ich Glück im Unglück gehabt. Und Tingelhoff ist dabei mir gegenüber immer authentisch und ehrlich gewesen. Der Service ist das Beste, was ich seit Beginn meiner Erkrankung erlebt habe – und da übertreibe ich nicht.“
Schönere Schlussworte könnten wir nicht finden. Wir bedanken uns bei Herrn Posingis für seine Zeit und die ebenso herzlichen wie offenen Worte und wünschen ihm und seiner Frau alles Gute!