Das Konzept der Bandage ist den allermeisten Menschen vertraut. Auch wer noch nie selbst „bandagiert“ werden musste, kennt trotzdem die oft überzogenen Darstellungen mumienhaft in Mull eingewickelter Patienten aus Film, Fernsehen und vor allem Comics. Auch, wenn eine Bandage natürlich heutzutage meist etwas anders aussieht. Die Prothese steht dem Bekanntheitsgrad der Bandage kaum nach. Künstliche Gliedmaßen werden unter diesem Begriff sofort als solche identifiziert. Was aber ist eine Orthese? Was kann die Orthese und wie unterscheidet sie sich von einer Bandage? Rund um Bandagen und Orthesen wollen wir heute einmal informieren. Wer die verschiedenen Orthesen und Bandagen besonders anschaulich sehen, sich dem Thema visuell nähern und sich obendrein noch weiter informieren möchte, dem seien unsere Orthesen– und Bandagenseiten wärmsten empfohlen. Nun aber weiter im Text!
Was sind Bandagen?
Bandagen sind natürlich zuallererst medizinische Hilfsmittel. In der Regel bestehen sie aus elastischem Stoffmaterial, mit dem bestimmte Körperteile oder -regionen bandagiert, also umwickelt, werden. Das Wort selbst stammt aus dem Französischen und bedeutet schlichtweg so viel wie „verbinden“.
Bandagen gibt es in unterschiedlichen Ausführungen und für so gut wie jede Körperpartie. Medizinische Bandagen besitzen unterstützende Funktion, sie halten die Muskulatur warm und schützen Sehnen, Bänder und Gelenke. Als Teil einer medizinischen Behandlung können sie z. B. bei Zerrungen oder Verstauchungen sowie in der Lymphtherapie eingesetzt werden. Sie tragen zudem einen Teil zur sterilen Wundversorgung bei. Während therapeutischer Maßnahmen helfen sie bei der Regeneration und Genesung. Die Bandage wirkt dabei auf verschiedene Art und Weise. Einerseits besitzt sie kompressierende Wirkung, andererseits weist sie eine stabilisierende Funktion auf. Durch Pelotten findet zudem eine Druckentlastung an Nerven und Gefäßen statt.
Bei zahlreichen sportlichen Aktivitäten können spezielle Bandagen zum Einsatz kommen. Gerade im professionellen Umfeld oder im Hochleistungssport erfreuen sie sich derzeit wachsender Beliebtheit. Verletzungsrisiken können eingedämmt, gesunde, stabile Bewegungsabläufe garantiert und die betreffenden Körperpartien besser vor Umwelteinflüssen geschützt werden. Das gilt natürlich auch für den Breitensportler. Sportbeschwerden wie der Golfer-Ellenbogen oder der Tennisarm sind hinlänglich bekannt. Gerade Letzterer ist längst als Redewendung in den Volksmund eingegangen. Doch auch bei vielen anderen Sportarten kommen Bandagen infrage. Nämlich immer dann, wenn besonders schnelle Bewegungen, gelegentliche Sprünge und so weiter involviert sind. Beispielsweise beim Volley- und Fußball ist dann das Verletzungsrisiko besonders hoch. Sportbandagen können aber auch präventiv getragen werden und – gerade bei Sportarten mit viel Körperkontakt – äußere Einflüsse wie Stürze und Stöße abmildern.
Was sind Orthesen?
Bei der Orthese, zu Deutsch Schiene, handelt es sich um ein medizinisches Hilfsmittel, das zur Ruhigstellung, Führung, Stabilisierung oder Korrektur von Gliedmaßen eingesetzt wird. Auch Verletzungen oder Unregelmäßigkeiten am Rumpf können durch Orthesen behandelt werden, zudem können sie die Funktion von Gelenken unterstützen. Sie dienen dabei als äußerer Kraftträger und bestehen meist aus mehreren Komponenten, angefangen mit dem Orthesenkörper über Polsterungen und Verschlüsse bin hin zu Gelenken und Zugeinrichtungen. Orthesen werden von Experten aus dem Gesundheitshandwerk – in der Regel Orthopädietechniker oder Orthopädieschuhmacher – angefertigt und eingestellt. Die Verordnung einer Orthese erfolgt durch einen Arzt.
Im Gegensatz zur Prothese ersetzt die Orthese kein Körperteil, sondern unterstützt vorhandene Körperteile oder -regionen durch (mehr oder minder) elastisches Bandagen- oder Kompressionsgewebe sowie starre Elemente wie Schienen. Dabei werden Prothesen immer individuell an den Träger angepasst, was bei Orthesen nicht immer zwingend notwendig ist. Denn die Orthese kann entweder auf Maß einem Orthopädietechnikern hergestellt werden oder bereits in ihrer Standardausführung eine ausreichende Wirksamkeit besitzen. Dies wird je nach Fall entschieden und ist von Patient zu Patient unterschiedlich. Zur individuellen Anfertigung der Orthese werden meist Gipsabdrücke genommen und das passende Hilfsmittel dann aus verschiedenen Materialen wie Kunststoff, Metall oder Silikon passgenau angefertigt.
Die Anwendungsgebiete von Orthesen sind äußerst vielfältig: So kann eine Knieorthese verletzten, instabilen oder unter Gonarthrose leidenden Knien auch beim Sport exzellente Unterstützung bieten, Patienten mobil machen und sie wieder verstärkt Sport treiben lassen. Profisportler greifen auf Orthesen zurück, um Stabilität zu verleihen und Verletzungen vorzubeugen.
Auch bei Fußheberschwäche (etwa in Folge einer MS-Erkrankung oder nach einem Schlaganfall) kann eine Orthese zum Einsatz kommen, ebenso können Orthesen bei Beschwerden wie Hallux Valgus, Bänderrissen, Frakturen oder nach Operationen (Bandscheibe, Schulter etc.) hilfreich sein. Die Bandbereite an Einsatzmöglichkeiten ist schier endlos.
Orthesen und Bandagen – was ist der Unterschied?
Sowohl Orthesen als auch Bandagen werden bei Beschwerden in den Gelenken sowie größeren Körperregionen eingesetzt. Weitere Gemeinsamkeiten sind schnell gefunden: Beide umschließen die zu behandelnde Körperpartie oder liegen zumindest eng an und üben stabilisierende Wirkung aus. Sie lindern Schmerzen, schützen vor (erneuten) Verletzungen, können lang- oder kurzfristig zum Einsatz kommen und tragen dazu bei, dass Patienten mobiler werden und auch mobil bleiben.
Aber es gibt auch wichtige Unterschiede: Bandagen sind flexibler, bieten mehr Aktions- und Bewegungsfreiheit. Bandagen bestehen aus elastischem Kompressionsstrick und entfalten ihre Wirkung, indem sie die Muskulatur aktivieren und die Eigenwahrnehmung des Körpers verbessern. Das Material wirkt zudem einen Wechseldruck aus, der Weichteile massiert. Auch eingearbeitete Pelotten massieren, schützen aber noch dazu knöcherne Strukturen.
Orthesen dagegen sind komplexer aufgebaut und bestehen auch aus festen Materialien. Aus diesem Grund werden sie meist vom Orthopädietechniker an die jeweilige Körperregion angepasst. Wenn die Orthese einen Gestrickanteil beinhaltet, ist dieser oft fester und weniger bis gar nicht elastisch. Zudem kann eine Orthese korrigierende Eigenschaften besitzen und Bewegungsabläufe kontrollieren. Auch eine vollständige Ruhigstellung ist möglich.
Wir hoffen, wir konnten ein wenig zur Aufklärung beitragen. Wer sich noch weiter informieren möchte, kann dies – wie erwähnt – auf folgenden Seiten tun (und dort, soweit vorhanden, auch direkt eine Verordnung hochladen!):
https://www.tingelhoff.de/bandage
https://www.tingelhoff.de/orthese