AIK Blogbeitrag

Blogbeitrag AIK

Alles klar dank AIK: Vielseitige Kompressionstherapie für mehr Unabhängigkeit

Heute möchten wir einmal ausführlich rund um eine besondere Behandlungsmethode für eine Vielzahl an Ödemen und Durchblutungsstörungen informieren: Die Apparative Intermittierende Kompression (AIK; auch bekannt als intermittierende pneumatische Kompression, kurz IPK, oder maschinelle Kompressionstherapie) ist eine medizinische Therapie, die unter Anwendung von Geräten und Manschetten zur Behandlung verschiedenster venöser und lymphatischer Erkrankungen eingesetzt werden kann. Unser Tingelhoff-Lymphteam ist seit jeher auch auf diese Art der Kompressionstherapie spezialisiert.

AIK wird dabei ergänzend zur manuellen Lymphdrainage zwischen den Terminen und darüber hinaus eingesetzt und ahmt die Funktion der natürlichen Muskelpumpen des menschlichen Körpers nach. Das Herz-Kreislauf-System wird hierbei ebenso wie bei der manuellen Lymphdrainage entlastet und die Flüssigkeit aus dem Gewebe abgeführt. Das Abschwellen von Armen oder Beinen steigert das Wohlbefinden und erleichtert z. B. das An- und Ausziehen der Kompressionsstrümpfe.

Für den Patienten bedeutet diese zusätzliche Therapie aber auch die zeitweilige Unabhängigkeit vom Lymphtherapeuten, beispielsweise auf einer Reise.

Doch damit nicht genug: Auch ohne lymphatische Beschwerden kann man – etwa als Sportler – durchaus von der AIK-Therapie profitieren.

Mehr hierzu später – zunächst gehen wir an anderer Stelle mehr ins Detail und starten mit den technischen Aspekten der AIK.

 

Technisch gesehen: So funktioniert AIK

AIK-Geräte bestehen typischerweise aus aufblasbaren Manschetten, die um die betroffene Extremität (Arm oder Bein) gelegt werden. Es ist eine Vielzahl an unterschiedlichen Systemen auf dem Markt verfügbar. So gibt es etwa 3- bis 6-stufige mit nicht überlappenden Kammern, die zur Behandlung leichter venöser, posttraumatischer oder lymphatischer Ödeme sowie zur Tromboseprophylaxe ausreichen können. 12-stufige Kompressionsgeräte mit einer entsprechenden Zahl an Kammer-Manschetten sind allerdings eher der Standard, wenn es um die Behandlung von typischen Lymph- und Lipödemen geht

Nach dem Anlegen der Manschetten werden die Kammern zyklisch mit Luft gefüllt und entleert, wobei ein kontrollierter Druck auf- und angebaut wird. Der Druck beginnt distal (weiter vom Körperzentrum entfernt) und bewegt sich proximal (näher zum Körperzentrum), was eine Art „Pumpwirkung“ erzeugt.

Leistungsstarke Kompressoren mit intelligenter Steuerung sorgen bei modernen AIK-Geräten auf diese Weise für einen effektiven und gleichzeitig schonenden Abtransport von Lymphflüssigkeit. Der Druck und die Dauer der Kompression sowie die Entlastungsphasen werden individuell eingestellt, je nach den Bedürfnissen des Patienten und den spezifischen medizinischen Empfehlungen.

 

Anwendungsgebiete der AIK

AIK kann zur Behandlung unterschiedlicher Erkrankungen eingesetzt werden. Besonders häufig kommt sie bei folgenden Beschwerden zum Einsatz:

Chronische venöse Insuffizienz (CVI)

Eine Erkrankung, bei der die Venen nicht effizient Blut zum Herzen zurückpumpen, was zu Schwellungen (Ödemen), Krampfadern und Hautveränderungen führt. AIK fördert die Rückführung des Blutes zum Herzen, reduziert Blutanstauung und verbessert den venösen Rückfluss. Dabei wird die Mikrozirkulation verbessert, Schmerzen werden gelindert und Ödeme reduziert.

Ödeme

Bei verschiedenen Formen von Ödemen (abnormale Ansammlungen von Flüssigkeit im Gewebe, die zu Schwellungen führen) kann AIK zur Anwendung kommen. Zum einen können venöse Ödeme per AIK behandelt werden, aber auch bei Lymphödemen, bei denen es zu einer Ansammlung von Lymphflüssigkeit im Gewebe kommt, kann diese Therapiemethode helfen. Venöse Mischformen (wenn Lymph- und venöse Ödeme gleichzeitig auftreten) kann man mit AIK zudem ebenso behandeln wie posttraumatische Ödeme infolge eines Unfalls oder einer Verletzung des Fettgewebes.

Thromboseprophylaxe

Eine Thrombose ist die Bildung eines Blutgerinnsels (Thrombus) in einem Blutgefäß, das den Blutfluss behindert oder vollständig blockiert. Thrombosen können in Arterien (arterielle Thrombose) oder Venen (venöse Thrombose) auftreten. Venöse Thrombosen treten häufiger auf und können insbesondere in den tiefen Venen der Beine und Beckenregion (tiefe Venenthrombose oder TVT) gefährlich sein, da sie zu schwerwiegenden Komplikationen wie Lungenembolien führen können. Zur Vorbeugung von tiefen Venenthrombosen (DVT), insbesondere bei immobilisierten Patienten oder nach Operationen, kann AIK erfolgreich eingesetzt werden. Darüber hinaus kann aber auch das sogenannte „Postthrombotische Syndrom“ als Folge einer Thrombose durch AIK behandelt werden.

Behandlung von Ulzera

Ein Ulkus (Plural: Ulzera) ist eine offene Wunde, die durch den Verlust der Haut und des darunterliegenden Gewebes gekennzeichnet ist. Ulzera entstehen oft durch eine unzureichende Durchblutung oder Infektion und heilen nur langsam oder gar nicht ohne geeignete Behandlung. Bei venösen Ulzera, die aufgrund von chronisch venöser Insuffizienz entstehen, kann AIK ebenfalls eine große Hilfe sein.

 

 

Periphere arterielle Verschlusskrankheit (pAVK)

Die periphere arterielle Verschlusskrankheit (pAVK) ist eine chronische Erkrankung, bei der die Arterien, die die Gliedmaßen – insbesondere die Beine – mit Blut versorgen, verengt oder blockiert sind. Diese Verengungen werden durch Atherosklerose (Arterienverkalkung) verursacht, die den Blutfluss einschränkt und zu einer verminderten Sauerstoff- und Nährstoffversorgung der betroffenen Gewebe führt. Der Einsatz von AIK kann zu einer Verbesserung der peripheren Durchblutung führen, muss aber stets unter strenger Kontrolle stattfinden.

Diabetischer Fuß bzw. Fußdefekt

Ein diabetischer Fuß, auch als diabetisches Fußsyndrom (DFS) bezeichnet, ist eine häufige und schwerwiegende Komplikation der Diabetes mellitus. Einhergehende Folgen können einfache Hautinfektionen bis hin zu schweren Gewebeschäden und Geschwüren sein, die unbehandelt sogar zu Amputationen führen können. Als Teil einer multidisziplinären Behandlung kommt AIK auch bei diesem Krankheitsbild zum Einsatz.

Symptome lindern, Wohlbefinden steigern

AIK hilft Patienten auf vielfältige Art und Weise. Zum Beispiel sorgt die Therapie für eine Verbesserung des venösen Rückflusses, indem sie hilft, das Blut aus den peripheren Venen zurück zum Herzen zu pumpen, wodurch venöse Stauungen reduziert und Schwellungen gelindert werden.

Ferner fördert AIK die Lymphdrainage: Durch die Kompression wird der Abfluss von Lymphflüssigkeit angeregt, was insbesondere bei Lymphödemen hilfreich ist und die Schwellung verringert.

Eine Prävention von Blutgerinnseln ist ein weiterer Vorteil. Die mechanische Kompression verhindert die Bildung von Blutgerinnseln in den Venen, was besonders bei immobilisierten Patienten oder nach chirurgischen Eingriffen wichtig ist.

Auch die Wundheilung profitiert von AIK. Durch die Verbesserung der Durchblutung und die Reduktion von Ödemen wird die Heilung von venösen Ulzera gefördert.

Schmerzen und Beschwerden kann durch AIK ebenfalls entgegengewirkt werden. Eine Reduktion von Schwellungen und eine Verbesserung der Durchblutung tragen zur Schmerzlinderung und zum allgemeinen Wohlbefinden der Patienten bei.

Unterm Strich handelt es sich bei AIK somit um eine äußerst wirksame Therapie zur Verbesserung der Lebensqualität bei Patienten mit venösen und lymphatischen Erkrankungen. Sie bringt aber noch weitere Vorteile mit sich!

 

AIK für Sportler

Abseits der klassischen Anwendungsgebiete der Kompressionstherapie kommt AIK ebenfalls zum Einsatz. Beispielsweise ist AIK längst auch im Sport angekommen: Eine Behandlung direkt nach sportlichen Aktivitäten (insbesondere intensive Laufeinheiten und ähnliche Aktivitäten) kann Muskelkater vorbeugen und den Leistungsverlust reduzieren. Studien zeigen, dass Athleten, die AIK in ihren Trainingsplan integrieren, häufiger und mit weniger Beschwerden trainieren können und ein geringeres Verletzungsrisiko haben. Studienteilnehmer, die nach dem Training eine Stunde AIK anwendeten, litten weniger unter Muskelschmerzen. Dabei führte eine Kompression mit höherem Druck zu deutlich weniger Beschwerden als eine Behandlung mit niedrigem Druck. Der Leistungsverlust – etwa bei einem während der Studie durchgeführten Vertikalsprungtest – war bei hohem Druck ebenfalls am geringsten. AIK beschleunigt auch die Erholung und senkt Puls sowie diastolischen Blutdruck schneller und effektiver als normale Ruhepausen.

 

Fazit: Gute Argumente für AIK

Es gibt viele Argumente, die für die Apparative Intermittierende Kompression sprechen. Zum einen wäre da ihre Vielseitigkeit zu erwähnen: Die AIK kann, wie wir bereits hinreichend festgestellt haben, bei einer Vielzahl von Erkrankungen angewendet werden. Dazu zählen chronische venöse Insuffizienz, Lymphödeme, die postoperative Thromboseprophylaxe sowie die Unterstützung der Wundheilung.

Die Geräte zur AIK sind ferner sehr benutzerfreundlich und können sowohl in klinischen Einrichtungen als auch zu Hause verwendet werden, was die Behandlung flexibel und zugänglich macht. Ist der Zugang zu einem Lymphtherapeuten einmal nicht gegeben, etwa im Urlaub oder auf Reisen, können Patienten die Therapie eigenständig durchführen, auch wenn AIK die manuelle Lymphtherapie und Entstauung nicht vollständig und dauerhaft ersetzen kann. Je nach Krankheitsbild müssen Patienten mehr oder weniger oft zusätzlich manuell behandelt werden. Voraussetzung für einen erfolgreichen Einsatz der AIK ist außerdem, dass Patienten regelmäßig ihre Kompressionsversorgung tragen, um den Therapiezustand aufrechtzuerhalten.

Die Kompressionsgeräte für de Heimtherapie sind ansonsten sehr anpassungsfähig und können exakt an individuelle Bedürfnisse jedes Patienten und die entsprechenden Behandlungsparameter angepasst werden, um ihm die optimale Therapie zukommen zu lassen.

Besonders erwähnenswert ist zudem, dass die von uns verwendeten AIK-Geräte über Hilfsmittelnummern verfügen und verordnungsfähige Hilfsmittel sind. Ihr behandelnder Arzt kann Ihnen also die Therapie ganz einfach per Rezept verordnen.

Nicht zuletzt profitieren auch Sportler ohne die „typischen“ lymphatischen und venösen Krankheitsbilder: Athleten leiden durch Integration von AIK weniger an Muskelkater und profitieren von geringem Leistungsverlust, minimiertem Verletzungsrisiko und erhöhtem Trainingsvolumen.

AIK ist also zusammengefasst eine – für viele sicher überraschend – vielseitige Therapiemethode, von der Menschen mit den unterschiedlichsten Beschwerden profitieren können.

Unser Lymphteam sowie die Experten der Tingelhoff-Medizintechnik beraten Sie gerne rund um alle Aspekte der AIK!

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