Positiv trotz Leben im Rollstuhl – Interview mit Frau Schäfer Teil I
Positiv im Rollstuhl. In diesem Artikel erzählen wir die Geschichte von Frau Schäfer. Sie ist eine unserer langjährigen Kundinnen der Aktiv Reha und sitzt seit 2009 im Rollstuhl. Ihre Geschichte erzählen wir in zwei Teilen. In diesem werden wir auf den harten Schicksalsschlag eingehen, der sie in den Rollstuhl gebracht hat. Im zweiten Teil werden wir auf ihr unglaublich aktives Leben eingehen, vor allem auf ihre erfolgreiche Bogensportkarriere. Sie ist nämlich deutsche Meisterin im Bogenschießen bei den Menschen mit Behinderung.
2008 Bandscheibenvorfall
Im November 2008 fingen die Qualen an. Sie hat sich ganz normal gebückt, was zum schweren Bandscheibenvorfall führte. Schmerzen und Einschränkungen in der Gehfähigkeit prägten seitdem ihren Alltag. Sie eilte am nächsten Tag zum Arzt. Dieser meinte, es wären bloß Probleme mit der Hüfte, sonst nichts anderes, eher harmlos. Sie hat ihm vertraut. Allerdings wurden die Schmerzen schlimmer und die Gehfähigkeit wurde immer eingeschränkter, sodass es zu ersten Stürzen beim Treppensteigen und Ähnlichem kam.
März 2009
Im März 2009 begab sich Frau Schäfer schließlich zum Neurologen. Dieser hat ihr zu einem MRT geraten, doch die Notwendigkeit für eine sofortige Untersuchung wurde außer Acht gelassen. Ende April war der Termin. Diagnose Bandscheibenvorfall. Dies wurde nicht weiter dramatisiert. Bis dahin war es jedoch schon so weit, dass sie ihre Beine kaum mehr spüren konnte und sich mit Stützen fortbewegt hat. Passanten wurden in ihrem Alltag auf ihre merkwürdige Gangart aufmerksam und boten Hilfe an. Trotz des schleichenden Prozesses machte Frau Schäfer sich immer mehr Sorgen, zu Recht. Am 4. Mai bekam sie für das MRT einen Termin beim Orthopäden. Einen Tag davor hatte sie sich noch mit ihrer Mutter getroffen: „Wie bewegst Du Dich?! Ich bringe Dich jetzt sofort zum Krankenhaus!“, erschrak die Mutter. Frau Schäfer beteuerte den Bandscheibenvorfall und dass sie erstmal zum Orthopäden gehen wird. Zur Vorsicht hatte sie trotzdem eine Notfalltasche gepackt. Der Orthopäde schaute sich die Bilder an: „Ins Krankenhaus, sofort! Keine Diskussion, sofort!“
Frau Schäfer – Optimismus
Im Krankenhaus angekommen munterte die Mutter Frau Schäfer noch auf und sie machten gegenseitig Späße. Frau Schäfer ist von Natur aus ein sehr positiver, lustiger und optimistischer Mensch. Ihre positive Stimmung machte sich nicht gut beim Arzt, der sie aufgrund dessen nicht ernst nahm. Sie sollte sich auf einen Stuhl stellen. Beim Versuch den Anweisungen des Arztes Folge zu leisten, scheiterte Frau Schäfer mit ihren halb gelähmten Beinen kläglich und stürzte auf den Boden. Dabei wurde der 2. Lindenwirbel zertrümmert. Selbst nach dem Sturz verharmloste der Neurologe die Situation. Sie sollte erst am nächsten Tag operiert werden, um nachzuschauen und die Lage besser beurteilen zu können. Der Chefarzt des Krankenhauses war am frühen Morgen vor Ort und machte sich einen Überblick. Er hat den Ernst der Lage sofort erkannt und Frau Schäfer musste sofort operiert werden. Die vorher geschätzte Dauer der OP von 1,5 h stieg auf 4,5 h. Die Operation war vollbracht, das Gefühl ab dem achten Brustwirbel war aber verschwunden und Frau Schäfer landete im Rollstuhl.
Seltene Erkrankung – Weaver Syndrom
Frau Schäfer leidet unter einer sehr seltenen Erkrankung, was 2011 diagnostiziert wurde, das Weaver Syndrom. Diese Krankheit gibt es aktuell nur 30 Mal auf der Welt. Hierbei werden Organe und Knochen zerstört. Hinzu kommt ihr Morbus Scheuermann, welcher seit der Geburt eine Wachstumsstörung der Wirbelsäule verursacht.
Anfangs bekam sie einen totalen Passivrollstuhl, welcher überhaupt nicht für ihren aktiven Alltag geeignet war. Ganze zwei Jahre bewegte sich Frau Schäfer mit der „Möhre“ fort. Auf der Rehacare beim Stand von Ottobock wurde sie darauf hingewiesen, dass sie sich ausmessen lassen sollte. Danach (2011) folgte die Kooperation mit Tingelhoff: Herr Lutz aus der Aktiv Reha betonte beim ersten Kennenlernen direkt, dass dieser Rollstuhl nicht der richtige ist und man schleunigst was Besseres und Passenderes finden müsse. Bei ihrer Größe von 1,92m stellte sich allerdings so manches als kleine Herausforderung dar. Doch mit Tingelhoff an ihrer Seite wurden diese Herausforderungen, wie eine passende Größe der Bereifung zu beschaffen, erreicht.
Positiv im Rollstuhl
Hätte man 2008 ihren Vorfall direkt ernst genommen und diagnostiziert, wäre ihr Zustand heute wahrscheinlich enorm besser und sie hätte die Chance gehabt, einige Jahre länger als Fußgängerin unterwegs zu sein. Ihre Erkrankung löst aus, dass der Querschnitt immer höher wird. Brustwirbelsäule und C1 sind die einzigen Wirbel, die noch intakt sind. Insgesamt hatte sie 14 Bandscheibenvorfälle in den letzten Jahren. Die zu spät erkannte Situation hat die Welle so angestoßen, dass ihre Gesundheit in Zukunft nicht mehr zu retten ist. Sie kämpft trotzdem so gut es geht dagegen an und geht zweimal die Woche für 60 Minuten zur Physiotherapie und einmal die Woche zur Ergotherapie. Handbike fahren, Bogenschießen und andere Hobbys verhelfen ihr sehr zuversichtlich zu bleiben und ihr Leben aktiv zu gestalten. Ihre positive und optimistische Stimmung hat sich durch den ganzen Vorfall nicht geändert.
Frau Schäfer teilt ihre Erfahrungen gerne mit anderen Rollstuhlfahrern. Zum Beispiel was einem alles zusteht, denn sie selbst hat schon so einige Kämpfe gegen Versicherungen hinter sich, um einfache Hilfsmittel oder Leistungen zu erlangen. Abschließend im Interview lobt sie die Betreuung seitens Tingelhoff. Sie ist vollkommen mit unserer Aktiv Reha und ihrem zuständigen Betreuer Florian Lutz aus unserem Team zufrieden. Herr Lutz erkennt immer sofort den Ernst der Lage und beide verstehen sich blind, betont Frau Schäfer. Bei allem, wo es rund um den Rollstuhl geht, lässt sie keinen anderen dran als unser Team.
Verpassen Sie in den kommenden Wochen nicht Teil 2 des Artikels. Hier werden wir auf die berufliche Laufbahn, Hobbys und die beeindruckende sportliche Karriere von Frau Schäfer eingehen. Seien Sie gespannt.