Unbedingt 1.Hilfe leisten – jede Sekunde zählt
Ein Herzinfarkt ist ein lebensbedrohliches Ereignis.
Mit 47% sind Herz-Kreislauf-Erkrankungen, wie der Herzinfarkt, die häufigste Todesursache in Europa. 30% der Betroffenen sterben innerhalb der ersten Stunden nach Auftreten. Sie sollten bei dem Verdacht auf einen Herzinfarkt lieber 1x zu viel als 1x zu wenig den Notruf wählen. Fordern Sie bei den ersten Anzeichen eines Herzinfarktes den Notarzt (unter der Rufnummer 112 an) und warten Sie nicht auf Linderung der Symptome.
Unser Körper ist ein Netzwerk, bestehend aus Gefäßen und Adern. Das Herz ist ebenfalls mit Blutgefäßen durchzogen. Mehr als 100.00 Mal am Tag zieht sich das Herz zusammen und dehnt sich wieder aus. Als Muskel pumpt es so das Blut durch die Adern und Gefäße unseres ganzen Körpers und versorgt den Körper mit den lebensnotwendigen Stoffen (Sauerstoff und Nährstoffe). Das Herz benötigt für diesen Prozess viel Energie, die es aus sauerstoffreichem und mit Nährstoffen angereichertem Blut erhält. Dieses Blut kommt aus Herzkranzgefäßen der Aorta (der Körperschlagader). Die Herzkranzgefäße werden Koronararterien genannt und durchziehen den Herzmuskel.
Was passiert bei einem Herzinfarkt?
Bei einem Herzinfarkt ist diese Versorgung des Herzmuskels mit Sauerstoff und Nährstoffen gestört. Ursache ist eine Arteriosklerose der Koronararterien, das heißt die Gefäße sind nach einem längeren Prozess, bedingt durch fett- und kalkhaltige Ablagerungen, verengt. Diese Verengungen führen häufig zu Verstopfungen. Die Zellreste lagern sich an der Gefäßinnenwand an und die sogenannte Plaque bildet sich. Die natürliche Wundheildung beeinflusst den folgenden Prozess. Die Plaque reißt auf und löst Entzündungen aus, welche die Blutgerinnung aktivieren. Aus den Blutplättchen wird ein Blutgerinnsel (Thrombus), welches die Ader verstopft.
Gefäßwandverkalkungen zählen zu den koronaren Herzkrankheiten. Die Verstopfung hat eine Unterversorgung des Herzens mit Sauerstoff und Nährstoffen zur Folge. Dies wiederum führt dazu, dass nicht mehr ausreichend Blut transportiert werden kann, um das Gewebe zu versorgen. Die Blutzufuhr zu einem Herzmuskelbereich ist unterbrochen und der Bereich leidet unter einem Sauerstoffmangel. Der betroffene Herzmuskel stirbt ohne diese Versorgung ab. Aufgrund dessen ist die Pumpfunktion gestört und das Blut kann nicht mehr zirkulieren. Unser gesamter Körper kann nicht mehr ausreichend mit sauerstoff- und nährstoffreichem Blut versorgt werden. Eine lebensbedrohliche Situation entsteht.
Von der Verstopfung bis zum ersten Absterben des Gewebes dauert es üblicherweise an die 20 Minuten. Im schlimmsten Fall stirbt das Herzgewebe unwiderruflich ab und ein Herzstillstand ist die Konsequenz. Der Blutfluss muss also schnellstmöglich wieder hergestellt werden. Nach 2-4 Stunden ist der Herzmuskel unumkehrbar abgestorben.
Neben der Unterversorgung auf Grund der verstopften Gefäße kann es bei einem Herzinfarkt zu Kammerflimmern kommen. Kammerflimmern bezeichnet starke Herzrhythmusstörungen, bei denen das Herz 300-800 Mal pro Minute schlägt. Durch das aufkommende Kammerflimmern sind Herzinfarkte häufig tödlich.
Ein Herzinfarkt kann sich durch typische Symptome äußern. Wenn nicht die klassischen Symptome auftreten, herrscht meist Unklarheit. Dies könnte gefährlich werden. Wir zeigen Ihnen bei welchen Anzeichen Sie umgehend den Notarzt alarmieren müssen und wie Sie sich im Notfall verhalten sollten.
Warnzeichen und Alarmsignale
- Schmerzen im Herz- Brustbereich, die länger als 5 Minuten andauern oder mitten in der Nacht plötzlich auftreten
- Ausstrahlen der Schmerzen in Arme, Schulter, Rücken, Nacken, Kiefer oder Oberbauch
- Engegefühl im Brustbereich, Druck oder Einschnürungsgefühle
(Das Gefühl, als ob etwas Schweres auf dem Bauch/der Brust liegt) - Brennendes Gefühl im Brustbereich
- Übelkeit/Erbrechen
- Atemnot
- Panik, Todesangst
- Schweißausbruch/Angstschweiß
- Kalte, fahle Haut
1-Hilfe ist überlebenswichtig
Denn jede Minute, die das Herz nicht pumpt kann das Leben kosten.
Viele Menschen haben Angst, vor allem bei der Herzdruckmassage, etwas falsch zu machen. Das einzig Falsche in der Situation ist es Nichts zu machen. Ohne Wiederbelebung reduziert sich die Überlebenswahrscheinlichkeit pro Minute um 10%. Wichtig ist es zudem neben dem Verhindern des Versterbens des Patienten, die Versorgung aufrecht zu erhalten und relevante Folgeschäden durch 1. Hilfe Maßnahmen vorzubeugen.
Der Ablauf und die wichtigsten Aspekte der 1. Hilfe bei einem Herzinfarkt sind:
Ansprechen → Atmungskontrolle → Notarzt (112) rufen → Herzdruckmassage
Nach dem der Notarzt eingetroffen ist, werden die rettenden Maßnahmen sofort eingeleitet, dazu gehört die Überwachung des Herzschlages und des Pulses sowie die Vergabe von blutverdünnenden Mitteln. Der Rettungswagen bringt den Betroffenen in das nächstgelegene Krankenhaus, in welchen weitere Maßnahmen folgen.
Was passiert im Krankenhaus?
In der Notaufnahme wird neben einer Blutabnahme ein EKG durchgeführt. Bestätigt sich der Verdacht eines Herzinfarktes wird daraufhin eine Herzkatheter-Untersuchung vorgenommen, um herauszufinden, wo und welche Gefäße wie stark betroffen sind. Mit einem Katheter wird dabei über die Leistenarterie bis zum Herzen vorgedrungen. Mit Hilfe von Monitoren und Kontrastmitteln lässt sich der betroffene Bereich sichten. An der verstopften Stelle angekommen, hilft ein ballonähnliches Gerät, welches über den Katheter zum defekten Gefäß geführt wird und sich an der beschädigten Stelle mit Kochsalzlösung füllt und die Verkalkungen und Anlagerungen nach außen drückt. Um sicherzustellen, dass das Blut nach Entfernen des Katheters weiterfließt, kann ein so genannter Stent gesetzt werden. Ein Stent ist ein Drahtgeflecht, welches das Gefäß offen hält. Das Metallgeflecht wird über den Katheter und den Ballon an die betroffene Stelle geführt und durch erneutes Aufpumpen des Ballons an die Gefäßwand gedrückt.
Um Mithelfen zu können und den Zustand des Patient nachvollziehbar zu machen, findet diese Operation leidglich unter örtlicher Betäubung der Leiste statt. Der Patient kann über den Monitor verfolgen, wie die Operation verläuft und welche Gefäße betroffen sind.
Was passiert nach der OP?
Nach der Operation wird der Patient beobachtet bis sich das Ärzteteam sicher sein kann, dass der Stent an der richtigen Stelle sitzt und nicht verrutscht.
Wenige Tage später kann der Patient selbst wieder laufen. Es werden Tests durchgeführt um die Belastbarkeit des Herzens zu überprüfen. Anschließend kann, darf und sollte der Betroffene an einer Anschlussheilbehandlung (AHB) teilnehmen. Hier lernt er durch verschiedene Therapien mit dem Herzinfarkt und eventuellen Leistungsminderungen umzugehen und wird wieder „fit gemacht“.
Zusätzlich zu der physischen Betreuung ist eine psychische Unterstützung von Vorteil, diese kann durch Angehörige und Freunde aber auch durch professionelle Hilfe erfolgen, um mit dem Erlebten umzugehen. Berufstechnisch eignet sich eine Wiedereingliederungsmaßnahme um nach und nach wieder in den Berufsalltag und die alltägliche Belastung zu kommen.
Es gibt auch Risikofaktoren, die das Auftreten eines Herzinfarktes begünstigen. Übergewicht und Rauchen zählen dazu. Um einen Herzinfarkt entgegen zu wirken beziehungsweise sich nach einem Herzinfarkt vor einem erneuten Auftreten zu schützen, sollten Sie die Risikofaktoren einschränken beziehungsweise beseitigen. Gesunde Ernährung und Gesundheitssport sind ebenfalls gute Optionen. Gesundheitssport heißt Ausdauersport und kein Leistungs- oder Wettkampfsport, denn bei Wettkämpfen ist man angestrengter und gestresst. Joggen, Fahrradfahren, Schwimmen, Fitness oder Ähnliches sind die bessere Alternative um in Bewegung zu bleiben und das Herz zu schonen.
In den meisten Orten gibt es spezielle „Corona-Sportgruppen“, in denen man mit anderen Betroffenen unter ärztlicher Aufsicht herzschonenden Sport betreiben kann. Gesunde Ernährung, die einem Herzinfarkt vorbeugen kann ist die „Mediterrane-Küche“ oder die „Mittelmeer-Küche“: wenig tierische Fette und Fleisch, dafür Fisch, Olivenöl und viel Gemüse/Obst. Diese Küche eignet sich auch zur Gewichtsreduktion. Vermeiden Sie generell viel Stress und bauen Sie Bewegung und Ruhepausen in den Alltag mit ein.